„Schätze heben und bewahren“ aus dem historischen Archiv der Gemeinde Seeham – Mag. Gerald Pribas

Die Käsereien von Seeham (Teil 3)

In Ansfelden (früher häufig auch Anzfelden geschrieben) ist seit 1908 (Salzburger Amtskalender) Josef Seiwald als Käser belegbar. Seiwald war Käseunternehmer, der an mehreren Orten käste oder angestellte Käser arbeiten ließ. In Seekirchen war er Käsereibesitzer, in Ansfelden Pächter. Ab 1910 war Andreas Walkner bei ihm in Ansfelden als Käser angestellt, am 01.05.1912 übernahm er mit Gewerbeschein die Käserei von Seiwald.
Aus einem 1955 verfassten Lebenslauf des 1885 in Krispl geborenen Walkner lässt sich eine damals wohl nicht untypische Laufbahn erkennen. Zuerst am heimatlichen Hof beschäftigt, war er ab 1903 als Melker bei seinem Schwager und später bei seinem Bruder eben-falls als Melker, aber bereits auch in der Käserei tätig. 1908 arbeitete Walkner als alleiniger Käser in der Käserei Hutzing (Anthering) und begann im selben Jahr die Ausbildung in der ersten Käsereischule der Monarchie in Doren in Vorarlberg. Nach weiteren Stationen als Käser in Vorarlberg, Seekirchen und Oberalm begann 1910 die Tätigkeit in Ansfelden.








Die Käsereien von Seeham (Teil 3) Mag. Gerald Pribas
Foto: Das Bild zeigt Andreas Walkner (links) mit einem Käseknecht. Da Walkner vorher nicht in Ansfelden war, kann dieses Foto frühestens 1910 aufgenommen worden sein.


Zu Beginn wurde in Ansfelden, wie auch an anderen Standorten oft, in einem Waschhaus gekäst

Zu Beginn wurde in Ansfelden, wie auch an anderen Standorten oft, in einem Waschhaus gekäst, einfach weil man zum Käsen Wasser benötigt und das in einem Waschhaus am ehesten über eine Leitung dauernd verfügbar war. Dieses Waschhaus war im Eigentum des Veitlwirtes bzw. Veitlbauers mit der damaligen Adresse Matzing 45.
Walkner ging eine Beziehung mit der Veitlwirtstochter Maria ein und zeugte mit ihr den Sohn Matthäus, der am 04.09.1916 geboren wurde. Geheiratet wurde aber erst am 04.02.1924, kurz vorher erkannte Walkner auch offiziell (Eintrag in der Geburtsmatrik) Matthäus als sein Kind an. 1926 wurde der Sohn Andreas geboren.

Der typische Anfang vieler Käsereien: das Waschhäusl. Hier das Waschhäusl des Veitlwirts in Ansfelden, ca. 1904.

Das Mädchen links ist die Veitlwirtstochter Maria Pernerstätter, geboren am 17.02.1896, spätere Gattin von Andreas Walkner, der diese Käserei ab 1912 führte.

Der typische Anfang vieler Käsereien
Von 1924 stammen ein Ansuchen um Baubewilligung und ein Bauplan für die Erbauung einer Käserei-Anlage samt Wohnung.

Von 1924 stammen ein Ansuchen um Baubewilligung und ein Bauplan für die Erbauung einer Käserei-Anlage samt Wohnung. Walkner bezeichnet im Bauansuchen die Grundstücke 1563/1 und 1565 als „seine Gartenparzelle“. Aus dem Grundbuch geht allerdings nicht hervor, dass er damals schon Eigentümer dieser Grundstücke gewesen wäre. Mit Übergabsvertrag vom 29.11.1928 geht die Baufläche, auf der das neue Käsereigebäude errichtet worden war, als „Heiratsgut“ in das Eigentum der Eheleute Andreas und Maria Walkner je zur Hälfte über. Im Vertrag zwischen dem Ehepaar und der verwitweten Mutter der Braut werden auch beiderseitige Geh- und Fahrtrechte sowie ein Wasserbezugsrecht für die Käserei vereinbart.
Die nächste bauliche Aktivität war der Bau einer Autogarage mit aufgebauten Wohnräumen östlich des Käsereigebäudes (Baubewilligung 16.09.1936). Das Außenmaß ist nicht angegeben, das Gebäude steht aber noch.

1935 übernimmt Walkner zusätzlich zu Ansfelden die Käserei in Schörgstätt in Obertrum und 1938 auch die in Asperting
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1935 übernimmt Walkner zusätzlich zu Ansfelden die Käserei in Schörgstätt in Obertrum und 1938 auch die in Asperting (dazu mehr in einem 4. Teil). Schörgstätt betreibt er bis 1949, in Asperting existiert der Betrieb (unter mittlerweile Andreas Walkner IV.) bis heute.
Da Walkner in Asperting die Käserei von der Käsereigenossenschaft übernimmt und 1952 eine neue Käserei baut, ist Ansfelden nun nicht mehr das Hauptunternehmen. Walkner übernimmt selbst die Käserei in Asperting, von Asperting nach Ansfelden wechselt der aus der Schweiz stammende Käser Ernst Zürcher.
Das oben erwähnte Wasserbezugsrecht nützt Walkner dann auch zur Versorgung seiner Aspertinger Käserei. Mit behördlicher Bewilligung von 1956 wird eine über 2 km lange Wasserleitung von Ansfelden durch den Schachen nach Asperting gegraben und besteht bis heute.
1958 wird die Käserei an den Sohn Andreas, geb. 1926 und seine Gattin Elisabeth übergeben. 1959 sucht der neue Eigentümer um Bewilligung für die Errichtung eines weiteren Nebengebäudes an. Zweck war die Unterbringung einer großen Garage. Das Haus hat heute die Adresse Ansfelden 9.
1972 wurde die Käserei in Asperting noch einmal vergrößert und erweitert. Damit wurde der zweite Standort in Ansfelden überflüssig. Die Gebäude stehen seither leer.

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