„Schätze heben und bewahren“ aus dem historischen Archiv der Gemeinde Seeham – Mag. Gerald Pribas

Die Käsereien von Seeham (Teil 4)

Die Standorte Asperting und Seeham bis 1929

Die erste Erwähnung einer Käserei in Asperting findet man in den Bauakten des Tonibauerngutes 1906. Simon Maislinger, Tonibauer, sucht um Baubewilligung für ein Käsehaus an. Die Baubewilligung wurde erteilt, unklar ist aber, ob der Bau ausgeführt wurde, weitere Schriftstücke (Fertigstellungsmeldung, Kollaudierung o. ä.) fehlen. Aus der Beantwortung einer Anfrage der Bezirkshauptmannschaft Salzburg von September 1909 geht hervor, dass Georg Pichler „die Käserei in Aspoding H N 48“ und „auch einen Erwerbsschein“ besitzt.
Im Amtskalender wird in den Jahrgängen 1909 bis inkl. 1918 Pichler als Käserei-Pächter in „Matzing-Aspoding“ angeführt, die Zuordnung von Aspoding zu Matzing ist natürlich falsch. Das Haus Nr. 48 wird sich wohl dort befunden haben, wo heute das Haus Asperting 6 steht.
Georg Pichler ist 1880 in Feldbach als Sohn eines Kaufmanns geboren. In den Militärpapieren Pichlers wird im Grundbuchblatt 1901 der Ort der Heimatberechtigung mit Kuchl angegeben. Warum er von der Steiermark dorthin gezogen war und was er dort gemacht hat, konnte ich nicht herausfinden. 1906 heiratete er in Schleedorf die Krämertochter Theresia Kari. Im Trauungseintrag und im Taufbucheintrag der Tochter Stephania wird er als „Käser in Schleedorf“ bezeichnet. Das erste eheliche Kind, Maria, wird 1907 in Seeham 48 geboren und der Vater ist „Käsereibesitzer“. Spätestens ab 1907 ist also in Asperting gekäst worden.





Die Käsereien von Seeham (Teil 4) Mag. Gerald Pribas
Foto: Archiv GEMEINDE SEEHAM


Am 31.12.1913 wird Pichler „nach vollstreckter gesetzlicher Dienstpflicht aus dem Verband der k. k. Landwehr in den k. k. Landsturm übersetzt“.

Am 31.12.1913 wird Pichler „nach vollstreckter gesetzlicher Dienstpflicht aus dem Verband der k. k. Landwehr in den k. k. Landsturm übersetzt“. Im Krieg wieder einberufen, zwischendurch als waffenunfähig entlassen, wieder eingezogen, wird er schließlich ab 15.04.1918 enthoben. Auch bei der Geburt des Kindes Maria 1914 ist er noch „zuständig in Kuchl“.
Darauf, wie es mit der Käserei Asperting während der kriegsdienstbedingten Abwesenheit Pichlers weiterging, konnte ich keinen eindeutigen Hinweis finden. Da er aber weiterhin im Amtskalender als Pächter in Matzing-Aspoding geführt wird, könnte vielleicht die Gattin den Betrieb weitergeführt haben.
Der Amtskalender weist, nun in „Seeham“, wieder Georg Pichler in den Jahrgängen 1920 und 1921 und von 1925 bis inkl. 1930 als Käser aus (in den Jahrgängen 1922 bis 1924 sind keine Käser eingetragen). Aus dem Amtskalender geht nicht hervor, dass Georg Pichler ab 1919 eine weitere Käserei, nämlich im Dorf Seeham betrieb. Bei FETZ (Österreichischer Molkerei- u. Käserei-Taschenkalender) hingegen ist im Jahrgang 1927 in Seeham und in Asperting Georg Bichler (sic!) erwähnt, im Jahrgang 1929 Georg Pichler für beide Standorte. 1929 ist auch noch zusätzlich angegeben, dass Pichler in Seeham Halbweichkäse und Weichkäse produzierte, in Asperding (sic) aber Hartkäse und Halbweichkäse. Es ist also wohl davon aus-zugehen, dass Pichler beide Käsereien bis 1929 innehatte.

Georg Pichler kaufte zusammen mit seiner Gattin 1919 das Haus Nr. 54 in Seeham (heute Dorfwirt Eberl, Dorf 17).

1889
Am 22.02.1929 erhängte sich Pichler in der Pelzgasse in Wien XV.

Georg Pichler kaufte zusammen mit seiner Gattin 1919 das Haus Nr. 54 in Seeham (heute Dorfwirt Eberl, Dorf 17). 1922 wurde der Anbau eines Doppelkellers mit darüberliegender Veranda bewilligt, 1928 ein weiterer Anbau. Im dazu gehörigen Plan ist eine Käserei eingezeichnet, auch im Protokoll wird die Käserei mehrfach erwähnt.
1929 wird für die Familie Pichler ein Schreckensjahr. Pichler verkauft anscheinend Käse u. a. nach Wien und bekommt kein Geld dafür. Zusätzlich gibt es offenbar Schwierigkeiten mit einer Kaffeehaus-Konzession. Das Haus war einer der ältesten Tourismusbetriebe in Seeham. Der älteste Enkel Pichlers, Will Egger, in Freistadt verstorben, transkribierte das Kriegstagebuch und die 5 letzten Briefe Pichlers und versah das Konvolut noch mit eigenen Kommentaren und fügte Fotos ein. Die Transkriptionen der Briefe sind leider nicht datiert. In den letzten Briefen Pichlers an seine Gattin Theresia kommt die verzweifelte Lage zum Ausdruck: „… Liebe Resi! … Du wirst es schon gekannt haben, Verzeihung für diesen größten Schmerz den ich Die (sic) bereite. ... Pfüat Gott alle zusammen und Tausend Grüße und Küsse und Deinen 7 unschuldigen Kindern, Dein Schurl!“. Am 22.02.1929 erhängte sich Pichler in der Pelzgasse in Wien XV.
Mit Kaufvertrag von 11.11.1929 verkaufte die Witwe die Liegenschaft an den Churer Landwirt Thomas Hold. Der Kaufpreis betrug 40.000.- Schilling, wovon 25.100.- für die Tilgung aushaftender Darlehen vorgesehen waren.

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