Matthäus Simmerstatter
18. August 1889 – 4. April 1975
Im Frühjahr 1919 gelang es mir, eine 15-köpfige Theatergruppe zusammenzustellen und zu den Osterfeiertagen ein lustiges Volksstück, den Schwank „Die Junggesellensteuer“ mit großem Erfolg aufzuführen. Die Aufführung musste wegen des großen Zuspruchs wiederholt werden. Die Eintrittspreise waren wie folgt festgesetzt: 1. Platz 2 Kr., 2. Platz 1 Kr., Stehplatz 60 Heller. Das Reinerträgnis war für den Kriegerdenkmal-Fond zur Errichtung eines Kriegerdenkmals bestimmt. Für die Bühnenbeleuchtung wurden noch Petroleum- und Azethylenlampen (Anm.: Karbidlampen) verwendet. Der Bühnenvorhang und die Kulissen wurden vom künftigen akademischen Maler Wagner Lois, heute Hofrat, während seiner Studienzeit hergestellt. Die Aufführungen fanden im modernen langen Speisesaal im ehemaligen Hotel Sigl (jetzt Kaffeehaus) statt. Den Neubau, wie das heutige Kaffeehaus genannt wurde, hat der Käsereibesitzer Georg Pichler von Franz Amesberger käuflich erworben und den genannten Saal für den Käsereibetrieb umgebaut.
Nach einigen weiteren Theateraufführungen übernahm der inzwischen von Mattsee nach Seeham versetzte Lehrer Hans Schaffler die Führung der Gruppe.
Matthäus Simmerstatter im Vordergrund stehend mit Pfeife, daneben kniend seine Schwester Lisi Permadinger und sein Vetter Alois Bauerstatter, Bruder Stefan Simmerstatter ganz rechts stehend mit Pfeife
Am 1. Mai 1895 trat ich in die einklassige Volksschule in Seeham unter Oberlehrer Fidelius Müller ein. Nach einigen Jahren wurde es infolge der ansteigenden Zahl Schulpflichtiger erforderlich, eine 2. Klasse im sogenannten Pfarrerstübl (Paramentenkammer), welche sich ebenerdig rechts vom Hauseingang (Anm.: der Volksschule, offenbar befand sich damals die Paramentenkammer im Gebäude der Volksschule) befand, als Notbehelf aufzustellen und durch einen Unterlehrer zu besetzen. Der Oberlehrer war ein schon älterer Herr mit Spitzbart.
Oberlehrer Müller und Unterlehrer Frieb setzten aus uns Schülern eine Theatergruppe für ein Weihnachts-Krippenspiel zusammen, welches zu Weihnacht des Jahres 1898 im Speisesaal des Hotels Sigl aufgeführt wurde.
Zu erwähnen wären die geeignetsten Darsteller in den zugewiesenen Rollen, und zwar als Maria die Oslbäurin Anna Wimmer, als Josef der Schlosser Alois Hinreiner, als Zenzl (Schwester des Hirten Stacherl) die Eidlwimmer Lisi und als Hirte Stacherl der Stefflbauer Peter Altendorfer. Ich war
mit 9 Jahren mit einer kleinen Sprechrolle als jüngster Hirte Hansl dabei.
Ich bin nun in der Heimat sesshaft geworden und war schon immer von der Tätigkeit unserer Väter sehr beeindruckt, die sich schon damals bemühten, den Ort für den Fremdenverkehr zu pflegen und auszubauen, soweit es damals eben möglich war. So habe ich mich im Jahr 1912 entschlossen, dem Saisonverein, wie er damals genannt wurde, als Mitglied beizutreten und mitzuarbeiten. Sogleich nach dem Beitritt wurde ich von der Vereinsversammlung zum Kassier bestellt. Zur selben Zeit gab es weder eine Saisontaxe noch eine Fremdenzimmerabgabe.
Meine erste Aufgabe war es, bei den Sommergästen eine für mich fast unüberwindlich scheinende Sammlung durchzuführen. Daher begleitete mich beim ersten Mal der damalige Obmann Matthias Wimmer, Schmiedbauer, zum Villenbesitzer Prof. Dr. Egon Edler Ritter von Schweidler. Nach dieser Einweisung ging es nun anstandslos alleine zu den übrigen Sommergästen, und zwar ins vollbesetzte Hotel, zum Altwirt und dann zu den in Privathäusern wohnenden Gästen.
Die für den Fremdenverkehr eingerichteten Privatwohnungen, hauptsächlich mit Küche, wurden durchwegs für die ganze Sommersaison an Familien vermietet, womit ein Einkommen von durchschnittlich 200 bis 300 Kronen erzielt werden konnte.
Es wurden so etwa 12 bis 16 Wohnungen für den Fremdenverkehr zur Verfügung gestellt.
Die Abholung der Sommergäste vom Bahnhof Seekirchen erfolgte auf Bestellung durch den Altwirt mittels Landauer oder Kutsche, ebenso auch wieder die Abreise.
Als ich im Jahre 1912 zum Vereinskassier bestellt wurde, wurde mir auch gleichzeitig die Ortsbeleuchtung übertragen. Die Petroleumbeleuchtung bestand aus 9 Kandelabern, von denen jeweils einer an den Häusern vom Schuster Kaltenegger und vom Huberkrämer mittels Eisenkonsolen angebracht waren. Die übrigen auf Holzpflöcken angebrachten Lampen befanden sich beim Daxhaus, bei der Brücke, beim Permadinger und beim Waltran.
Ein weiterer befand sich jeweils hinter dem Waltranhaus Richtung Gaberhell, beim Viertelhaus und beim Schmied.
Josef Sigl, Bräusohn aus Seekirchen, war von 1853 bis 1897 der Besitzer des Gasthauses zum Altwirt mit Fleischhauerei und einer ansehnlichen Landwirtschaft.
Er war nicht nur Begründer des Fremdenverkehrs in Seeham, sondern des gesamten Mattiggaues. Schon in den sechziger Jahren kamen nach Eröffnung der Bahnlinie Wien – Salzburg 1861 die ersten Sommergäste aus Wien. Josef Sigl war als erster unablässig bemüht, Sommergäste nach Seeham zu bringen. Sigls Küche und Keller hatten einen solchen Ruf, dass sogar Sommergäste aus Mattsee zum Mittagessen nach Seeham herüber kamen.
Im Jahre 1874 hat Sigl einen eigenen Fremdenführer herausgegeben. Es entwickelte sich der Fremdenverkehr in Seeham so stark, dass das alte Gasthaus den Anforderungen nicht mehr genügte und sich Sigl im Jahr 1874 entschloss, ein Hotel zu erbauen. Dieser Bau ist gegenwärtig Kaffeehaus.
Wie Professor Leitinger von der Lehrerbildungsanstalt nach Erkundungsfahrten in den umliegenden Gemeinden in Bezug auf Fremdenverkehr feststellen konnte, ist in Seeham das erste Hotel im Bezirk Salzburg – Umgebung errichtet worden.
Zur gleichen Zeit legte Sigl auf dem gegenüber dem Hotel liegenden Seegrundstück eine moderne Parkanlage an. Ohne Übertreibung kann festgehalten werden, dass der Park ein kleines Ebenbild des Mirabellgartens darstellte. Es gab auch ein eigenes Treibhaus, und zur Betreuung der Anlage wurde ein Gärtner beschäftigt. Die Wege welche durch die Anlage führten, waren von Buchssträuchern eingerahmt. Am Seeufer befand sich eine Bootshütte mit Ruderbooten, die den Hotelgästen zur Verfügung standen.
Ende der neunziger Jahre wurde von unseren Vätern in Robotarbeit im Park ein Tennisplatz errichtet. Dieser wurde nicht nur von den Sommergästen aus Seeham sondern auch von den Gästen aus Mattsee gut besucht.
Der Tennisplatz war dazumal für den Saisonverein außer den Mitgliedsbeiträgen und den Sammlungen eine der besten und wichtigsten Einnahmequellen.
Bild links: Ehepaar Josef und Maria Sigl
Foto: Fliegeraufnahme 1933
Der Grundbesitzer und damalige Bürgermeister Michael
Dürager und ich kamen oftmals in der Gemeindekanzlei u.a.
auch über Kauf bzw. Verkauf des Parks zu sprechen, ohne einen
bestimmten Termin zu vereinbaren.
Bis ich zufällig, aus zuverlässiger Quelle von meinem Vetter
Christian Bauerstatter zu meiner größten Überraschung erfahren
habe, dass Zehentner mit Dürager über den Parkankauf
in Verhandlung ist und die Angelegenheit bereits vor
dem Abschluss steht.
Unglaublich scheint es mir heute noch, dass Obmannstellvertreter
Schaffler und Kassier Pichler zu gleicher Stunde über
das Geschehen wussten und nichts dagegen unternahmen.
Dürager dürfte der Meinung gewesen sein, der Verein kann
ja in finanzieller Hinsicht den Kauf nicht wirklich antreten.
In dieser aufgeregten Minute ließ ich alles liegen und stehen,
steckte vorsichtshalber ein eigenes Sparbuch als eventuelle
Angabe ein und lief so schnell ich konnte den Berg zum
Bürgermeister Dürager hinauf. Meine erste Frage war ob
es stimmt, dass Zehentner den Park kaufen will und ob der
Kauf eventuell schon abgeschlossen sei. Die Antwort war erfreulich.
Es stimmte, dass Zehentner den Park kaufen will,
der Kaufvertrag sei aber noch nicht abgeschlossen.
Dies soll jedoch am heutigen Nachmittag stattfinden. Im
Laufe des Gesprächs gab Dürager dem Verein das Vorkaufsrecht.
Hierauf wollte ich ihm mein Sparbuch als Angabe
ausfolgen, was er jedoch im Vertrauen ablehnte.
Hernach begaben wir uns gemeinsam zur Besichtigung
hinunter zum Park, wo wir den Kauf abschlossen.
Die nachträglich einberufene Generalversammlung stimmte
dem Kauf zu. Der Kaufpreis betrug 6000 Schilling. Um das
für den Kaufvertrag beim Notariat in Mattsee erforderliche
Kapital bereitstellen zu können, nahm mein Bruder (Anm.:
Stefan Simmerstatter) bei der Raiffeisenkasse Berndorf das
für die Vorfinanzierung nötige Darlehen auf.
Dies ist die
Wahrheit über die genannte Transaktion, weil sich einige
Besserwisser bemühen, sich mit fremden Federn zu schmücken.
Nun folgten Vorsprachen bei der Landesregierung und beim
Landesverkehrsamt, sowie schriftliche Ansuchen an die
Landesregierung auf Gewährung einer Subvention. Das erste
Gesuch über S 6.000,00 wurde abgewiesen. Einem zweiten
Gesuch an die Landesregierung auf Gewährung eines unverzinslichen
Darlehens von S 8.000,00 durch die Landeshypothekenanstalt
wurde nun stattgegeben, mit der Verpflichtung,
alljährlich der Hypothekenanstalt den Betrag von S
1.000,00 zurück zu zahlen.
Der Differenzbetrag von S 2.000,00 wurde zum Wiederaufbau
des Tennisplatzes, sowie für die Beschlachtung (Anm.:
vermutlich ein Ausdruck für die Ufersicherung mittels Steinen)
und Aufschüttung des Seeufers verwendet.
Bald nach
Bekanntwerden des Umstandes, dass der Park als öffentliches
Gut erworben wurde, meldete sich eine Frau aus Salzburg,
die ein Parkgrundstück am See zwecks Errichtung eines
Kiosks erwerben wollte. Durch dieses Vorhaben aufmerksam gemacht, bemühte sich
nun auch Frau Maria Schaffler um die Konzession für den
Kaffeehausbetrieb, sowie um einen Gastgarten im Park.
Die Lokalitäten stellte Georg Pichler zur Verfügung. Das
nun gut geführte Kaffeehaus wurde von den Sommergästen
gerne besucht.
So trat nun Frau Schaffler an den Saisonverein
heran, im nunmehrigen Kaffeehausgastgarten längs der
Grenze gegen das Wagnerhaus einen in die Gegend passenden
Kiosk auf eigene Kosten zu errichten. Nach einem bei der
Versammlung vom Obmann vorgetragenen umfassenden
Bericht hierzu wurde das Projekt aber leider abgelehnt.
Das Areal des Zacherlbauernhauses - rechts neben der Kirche - wurde vom Verkehrsvereins Seeham angekauft und darauf die Bundeslehrstätte der Österreichischen Wasserrettung errichtet. (Obmann Sepp Lindner) Unten links: Haus Gaberhell (Seepension Huber) mit Huberbad
Davor, Richtung Ort, wurde ein Parkplatz angelegt und Richtung See das Strandbadgelände erweitert.
Auch die Erweiterung des Friedhofs wurde dadurch ermöglicht.
Luftaufnahme 2015 von diesem Areal
Seebühne = Seepension Huber mit Garten
Strandbad, Wasserrettung + Parkplatz > wie oben beschrieben